Die Magie des Verstehens

Gerold Ungeheuer war Kommunikationswissenschaftler. Er prägte mein Verständnis über die Ganzheitlichkeit kommunikativer Prozesse während meines (zweiten) Studiums, Anfang der 2000er Jahre. Seine Texte hatte ich verschlungen.

 

Besonders in Erinnerung ist mir sein – in meinem damaligen Verständnis etwas pessimistischer - Blick auf das interpersonelle Verstehen: die „Fallibilität der Kommunikation“.

 

Hiernach ist ein soziales Missverstehen die Regel – das Verstehen die Ausnahme. Dieser Umstand hing für G. Ungeheur mit der "Dichotomie einer Innen- und Außenwelt" sozialer Handlungen zusammen - also mit der Unterscheidung der Wahrnehmung innerer und äußerer Vorgänge.

(für Interessiere verweise ich dazu gerne auf die Seite der Universität Duisburg-Essen, die einen umfangreichen Nachlass von G. Ungeheuers Schriften zusammengestellt hat:

www.uni-due.de/kowi/nachlass.php).

 

Zuversicht in den kommunikativen Austauschprozess

 

Später lernte ich über Carl Rogers Schriften die Bedeutung des „inneren Bezugsrahmens“ kennen und wie die Kluft des Innen und Außen überwunden werden kann. Das lässt mich bis heute zuversichtlich auf die Möglichkeit des gegenseitigen Verstehens schauen. Wenn es auch diese Verwicklungen gibt:

  1. Es ist immer Potential vorhanden, dass wir Menschen missverstehen, dass wir nie ganz erfassen können, wie sie denken, fühlen, welche Absicht sie haben.
  2. Es gibt immer die Möglichkeit das gegenseitige Verstehen zu vertiefen.
  3. Es besteht immer die Gefahr, dass Menschen Verbindungen zu unseren Aussagen knüpfen, die wir selbst nicht so geknüpft haben wollten; dass für die eigene „inneren Welt“ unlogische Schlüsse gezogen wurden.

Und für das Ziel des Verstehens sind so beide Gesprächspartner immer wieder gefordert:

  • Darüber Klarheit zu gewinnen, wie sie verstanden werden wollen.
  • Dafür zu sorgen, dass sie verstanden werden können.
  • Bewusstes Missverstehen, durch das Weglassen oder Dazufügen von unzusammenhängenden Aussagen zu vermeiden - es gibt auch unwillentlich genug Potential dafür.
  • Für sich selbst zu klären, wieso das Missverstehen der eigenen Aussagen, mal ruhig bleiben, mal erklären lässt und ein anderes mal Wut, Enttäuschung, Ärger in ihnen auslöst und in den Kampf oder Rückzug gehen lässt.

Missverstehen ist die Regel – Verstehen die Ausnahme.

 

Und genau aus diesem Grund ist es so wertvoll, beruhigend, hilfreich, erkenntnisreich, bewegend, weiterführend, wenn wir mit Menschen reden, von denen wir den Eindruck bekommen, dass sie ein grundsätzliches Interesse daran haben uns zu verstehen – nicht nur sachlich.

 

Dass sie unsere Innenwelt mit dem was nach außen wahrnehmbar ist, in Einklang bringen wollen. Und nicht durch das subtile Hinzutun von eigenen Interessen verfälschen.

 

Und aus diesen Gründen liegt im Verstehen wollen und im Verstehen können eine der größten Herausforderungen und das größte Potential im sozialen Miteinander.

 

Denn: wenn das Verstehen dann doch gelungen ist, dann schafft es Vertrauen und führt zu tieferem Verständnis – auf beiden Seiten. Nennen wir es die "Unterstützung in selbstexplorative Prozesse einzutauchen" und damit erweiterten Ansichten eine Chance der Integration zu geben. Kurz: innerlich zu Wachsen und sich nach außen hin flexibel-authentisch verhalten zu können.

 

Es ist die Basis aller Veränderungsprozesse die wir im Coaching anstoßen wollen, können.

 

Es ist die Magie des Verstehens: Wunderbar, erlernbar, vertiefbar.

 

Es ist die personzentrierte Welt des Verstehens, die konstrukitve Kommuminikation unterstützt.

 

Falls Sie Lust haben in diese personzentrierte Welt des Verstehens einzutreten lade ich Sie herzlich zu Möglichkeiten ein.

Hier finden Sie alle kleinen und großen Termine dazu: www.dacb.de/termine

 

Mit diesen Gedanken wünsche allen LeserInnen interessante Verstehensprozesse!

 

Ihre und eure

Christiane Hellwig